Frauenuhren

Zeitmesser für selbstbewusste Frauen

Das robuste Sportmodell am schlanken Handgelenk macht allein noch keine starke Frau. Die wirklich Selbstbewussten legen sich nun wieder sogenannte Cocktail- oder Schmuckuhren um. Diese erfordern allerdings ein gewisses Maß an Disziplin. Und einen größeren Geldbeutel.

Wir Männer sind natürlich mitschuldig. Jahrelang wurde Frauen von allen Seiten eingeredet: Tragt große Uhren! Und die Herren schwärmten und lobten, wenn sie eine massive Taucheruhr an einem schmalen Handgelenk sichteten. Frauen und große Uhren, das ging irgendwie in eine ähnliche Richtung wie Mädels in Männerhemden: selbstbewusst und unkonventionell, mehr Frau und weniger Dame. Sollte die Masse doch ruhig Modelle mit unlesbar winzigen Zifferblättern tragen, aber die Guten und die Schönen, die sollten bitte schön in Richtung Rolex Submariner und Panerai Luminor Marina denken.

So war das. Doch was stört einen das Geschwätz von gestern? An dieser Stelle soll deshalb eine Art Rückbesinnung gefordert werden. Das Zauberwort: Cocktail- oder auch Schmuckuhren. Denn inzwischen haben selbst die größten Tussis das Stilelement Männeruhr für sich entdeckt. Eine Frau mit mächtiger Uhr kann also noch toll sein, aber besonders macht so ein Teil niemanden mehr. Diesen Part haben jetzt diejenigen Damen übernommen, die sich auch durch die verspielteste Cocktailuhr nicht zum Schmuckstück degradieren lassen. Denken Sie an die Frauen des Art déco. Niemals hätten sie in den 20er-Jahren eine Herrenuhr getragen, und trotzdem traten sie stark und über alle Maßen von sich überzeugt auf.

Streng genommen zeichnen sich Cocktailuhren dadurch aus, dass sie kleine Schmuckuhren sind, die kein rundes Zifferblatt haben – so definierte zumindest der Experte G.-A. Berner in den 60er-Jahren das Erscheinungsbild der Uhren in seinem berühmten Nachschlagewerk. Und noch strenger genommen tragen echte Damen angeblich niemals eine Uhr zum Abendkleid. Spätestens hier wird offensichtlich: Mit Strenge kommt man nicht immer ans Ziel. Und darum kann eine schöne Schmuckuhr natürlich nicht nur zum kleinen Schwarzen, sondern auch zum langen Weißen, zum azurblauen oder knallgelben Abendkleid und im Zweifelsfall sogar zu Jeans und Rollkragen getragen werden. Denn Cocktailuhren stehen nicht für feste Regeln, sondern für Weiblichkeit und Leichtigkeit. Viele Hersteller kommen diesem Grundbedürfnis gerne nach.

Cartier hat unzählige Modelle im Angebot, die Firma Carl F. Bucherer legte in einer limitierten Serie das Modell Tribute to Mimi auf, Longines gilt als hervorragende Adresse für Uhren im Art-déco-Design, und so ziemlich jeder Juwelier hat inzwischen eine ordentliche Schmuckuhr entworfen. Ein einziges Problem bringt der Trend zur Brilli-Uhr mit sich: Cocktailuhren erfordern ein gewisses Maß an Disziplin. Zu viele Martinis können einem schnell den Abend verderben. Und eine Schmuckuhr, die mit zu viel Schmuck kombiniert wird, ruiniert das schönste Outfit.

©MM